Handel im Wandel: Stirbt der stationäre Handel?

Obwohl der Online-Handel bisher nur in bestimmten Segmenten wie dem Versandhandel für Konsumenten eine dominierende Rolle einnimmt, besteht bei nicht wenigen Einzelhändlern die Sorge, dass der stationäre Handel vom Internet verdrängt wird. Ist dies eine reale Zukunftsprognose oder sind es Unkenrufe der Händler, die sich nicht gerne auf neue Technologien einlassen?

Die Utopie

Mit Produkten wie dem Kühlschrank, der selbstständig online frische Milch und andere Lebensmittel ordert, wurde ein Schritt in die Richtung dieser Utopie vom reinen Online-Handel gegangen. Weg vom Einzelhandel hin zu einer zugegebenermaßen gigantischen Einkaufswelt, die in Form des Smartphones oder des Tablets überall dabei ist. Dazu kommen weitere interessante Versuche wie die des Online-Riesen Amazon, mithilfe von Drohnen Pakete zuzustellen. Wenn der Luftverkehrsraum in 10.000 Höhe heute schon eng wird, wie sieht das dann direkt über den Köpfen der Leute in den Innenstädten aus, wenn täglich Millionen von Paketen mit kleinen Hubschraubern auf der Suche nach dem Empfänger herumschwirren?

Die Drohne ist bisher nur ein Versuch und der bestellfähige Kühlschrank ist mangels Nachfrage längst wieder in der Versenkung verschwunden. Natürlich ist das Käuferverhalten der nächsten Generationen schwer vorherzusagen, allerdings werden sich auch die Menschen in der Zukunft auf alle ihre Sinne verlassen und da bleibt der Einzelhandel im Vorteil. Zumindest solange, bis das Beamen erfunden wird, aber dann hat auch der Online-Handel einen schweren Stand.

Handel und E-Commerce

Im Grunde genommen werden zwischen dem Handel im Internet und dem Handel im Geschäft mit Kundenfrequenz viel zu große Unterschiede herbeigeredet. Bei beiden Formen geht es schlicht darum, Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen. Beide Formen besitzen Vor- und Nachteile und bei beiden Formen ist ein wirklich guter und durchdachter Business-Plan der Schlüssel zum Erfolg. Vielen Einzelhändlern ist die einfache Art und Weise, wie ein Online-Handel aufgezogen werden kann, ein Dorn im Auge.
Die Zeiten, in denen der Shop Online gestellt wurde und dieser lief dann Automatisch, sind jedoch längst vorbei. Heute steckt in der Betreuung und Pflege eines Online-Shops viel Arbeit. So gehören zu einem guten Internet-Shop entsprechende Newsletter, Blogs, Videos und Produkttests. Dies beinhaltet nicht zu unterschätzende Investitionen und natürlich eine Menge Manpower.
Beide Seiten, der Online-Händler wie der Betreiber eines Ladengeschäftes tragen mit ihren Anfangsinvestitionen ein hohes Risiko, aber sie bekunden mit diesen Investitionen gleichzeitig ihren Willen, das Geschäft zum Erfolg zu führen. Hohe Investitionen sind im stationären Geschäft riskant, wecken aber auch den Ehrgeiz, etwas zu leisten. Das gilt gleichermaßen für den Online-Handel, wo es natürlich ebenso Unternehmer gibt, die mit hohem Risiko in das Internet-Geschäft einsteigen. Damit sind doch eigentlich die Geschäftsprinzipien die gleichen. Nur die Lokalitäten unterscheiden sich.

Die jeweiligen Vorteile

  • Der Einzelhandel mit Geschäftslokal bietet ein besonderes Einkaufserlebnis schon durch die reale Nutzung des möglichen Kaufobjektes.
  • Der Online-Handel erlaubt eine praktisch unbegrenzte Auswahl.

Ist eine Wachstumsgrenze im Online-Handel erkennbar?

Sicherlich sind die neuen Wege im Handel noch lange nicht an ihre Grenzen gestoßen, eher werden bestehende Technologie-Barrieren in zeitlichen Abständen überwunden und die Infrastruktur entsprechend angepasst. Theoretisch besteht die Möglichkeit des unbegrenzten Wachstums entsprechend einer wachsenden Weltbevölkerung mit stetig zunehmendem Anteil an Personen, die Online sind. In der Praxis jedoch werden die Sprachbarriere und relativ lange Frachtwege den Online-Handel auf Regionen beschränken und hier kann durchaus eine Sättigung erreicht werden. Das zeigt sich schon heute, indem erfolgreiche Internet-Unternehmen gleichzeitig Ladengeschäfte aufbauen und so ihren Umsatz erweitern. Umgekehrt steigen etwa Einzelhandelsketten wie große Discounter in den Online-Handel ein. In beiden Fällen kommt es zu einer Symbiose zwischen den beiden Handelsformen.

Stirbt der stationäre Einzelhandel?

Ja und Nein. Auch wenn zukünftige Generationen eine erhöhte Affinität zum E-Commerce und netzabhängiger Technologie besitzen, wird das Erlebnis Einkaufen ein Teil der Freizeitbeschäftigung bleiben. Denn ganz so lästig, wie es immer wieder behauptet wird, scheint der tägliche Einkauf von Lebensmitteln oder anderen Dingen denn doch nicht zu sein, sonst würden die bereits bestehenden Möglichkeiten, Bestellungen auch von Lebensmitteln online abzuwickeln, weit stärker genutzt werden. Obwohl der E-Commerce inzwischen allein in Deutschland 39 Mrd. Euro jährlich umsetzt, ist der Anteil der Frischeprodukte darunter mit gerade einmal 971 Mio. Euro recht gering. Aber Lebensmittel besitzen eine Sogwirkung für weitere Artikel und begünstigen das Cross-Selling, was sich wiederum im gesamten Konsum-Umsatz der deutschen Bevölkerung zeigt. Abzüglich monatlicher Fixkosten wie Miete und Versicherungen werden für unterschiedliche Produkte etwa 800 Milliarden Euro jährlich aufgewendet. Da fällt der Online-Handel mit rund 5 % Anteil auch noch bescheiden aus.

Der stationäre Handel wird sich einem Wandel unterziehen und bestimmte Netz-Technologien in das Ladengeschäft implementieren müssen und den Einkauf vermehrt zum Erlebnis machen. Diesem Gedanken folgen gerade in den Einkaufsstraßen der Großstädte schon sehr viele Geschäfte und führen so zusammen, was eigentlich zusammengehört. Online-Information und reales Erleben mit allen fünf Sinnen.

Unsere Thesen:

  • Keine Unterscheidung zwischen stationärem Handel und Onlienhandel. Nur noch „Handel“, selbst die E-Commerce Arbeitsgruppe von Bitkom hast sich dementsprechend umbenannt.
  • Nicht der Handel wird digital, sondern die globale Welt, welche den Handel dann mit einschließt.
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Veröffentlich von
René

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