Am 24. September ist der Tag des Satzzeichens. Uns hat dazu ein Brief erreicht, den wir unseren Lesern nicht vorenthalten möchten. Absender ist ein Komma.
Lieber Zeichensetzer,
ja, ich weiß. Du magst mich nicht sonderlich. Und das verstehe ich auch. Ich bin anstrengend und oft zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber mal Hand auf die Tastatur. Das liegt doch vor allem an dir. Setz’ mich doch einfach an die richtige Stelle. Dann kann ich sogar zum Retter werden.
Ich will ja nicht auf die Tränendrüse drücken, aber ich habe wirklich schon Furchtbares erlebt. Eine Geschichte, die noch immer im Internet kursiert, muss ich dir unbedingt erzählen. Damals kam ich bei einem König zum Einsatz, der einen Verbrecher hängen lassen wollte. Als er in letzter Sekunde von der Unschuld des Mannes erfuhr, schrieb er schnell eine Nachricht an den Scharfrichter.
Wartet nicht, hängen!
Das stand darauf. Furchtbar! Der König hatte mich, das Komma, an die falsche Stelle gesetzt. Der Mann kam an den Galgen. Der König aber hatte schreiben wollen:
Wartet, nicht hängen!
Schöpfer des ersten Kommas war übrigens der Buchdrucker Aldus Manutius. Nachdem die alten Griechen schon mit meinen – zugegeben etwas beschränkten – Vorfahren zu tun hatten, erkannte Manutius meine wahre Bedeutung und setzte mich in seinen Druckerzeugnissen ein. Von da an ging es jahundertelang steil bergauf.
Doch irgendwie scheint meine Hochzeit vorbei. Obwohl immer mehr Texte geschrieben und gedruckt werden, komme ich, das Komma, immer seltener vor. Zumindest habe ich das Gefühl. Und richtig umgehen kann auch nicht mehr jeder mit mir. Als schlimmste Beleidigung empfinde ich es übrigens, dass das Semikolon – dieser Bastard aus Komma und Punkt – inflationär gebraucht wird. #Zwinkersmiley
Komisch, wenn es nicht um Worte geht, sondern um Zahlen, bin ich dir plötzlich an der richtigen Stelle besonders wichtig. Ob du an der Kasse 15,00 Euro bezahlst oder 1500 Euro ist dir nämlich doch nicht egal … Okay, okay, ich will nicht weiter meckern. Ich bin ja froh, dass es mich überhaupt noch gibt. Vielleicht können wir einfach ein paar Umgangsregeln vereinbaren, damit du mich nicht so oft in die Bredouille bringst. Im Gegenzug lasse ich mich dann einfacher setzen. Ich bin mir sicher, wenn du mich erst einmal verstanden hast, fällt dir das gar nicht mehr so schwer.
1. Setz’ mich bitte in Aufzählungen:
Die Texte der Webseite, des Newsletters und des Kundenmagazins müssen überarbeitet werden.
2. Setz’ mich bitte vor und nach einer Apposition (Beifügung):
Für das Kundenmagazin, das neu aufgelegt werden soll, brauchen wir neue Texte.
3. Setz’ mich bitte vor und nach einer Parenthese (Einschub):
Die Webseite, ein Aushängeschild für viele Unternehmen, ist heute kaum mehr wegzudenken.
4. Trenne Nebensätze bitte durch mich ab:
Der Newsletter wird meist per Mail verschickt, während das Kundenmagazin in der Regel per Post zugestellt wird.
5. Setze mich – wenn nötig – auch vor einem und.
Du hast gelernt, dass ich nie vor einem und stehen darf? Das ist falsch. Vor vielen und – das ist richtig – bin ich Fehl am Platz. Hier zum Beispiel:
Das Komma und der Punkt sollten richtig gesetzt werden.
Das Komma trennt zum Beispiel Nebensätze und der der Punkt beendet einen Satz.
Aber, Achtung! Wenn das und direkt vor einem Einschub steht, muss ich davor gesetzt werden:
Das Komma, das beispielsweise Nebensätze trennt, und der Punkt, der am Satzende gesetzt wird, sind häufige Satzzeichen.
6. Bitte vergiss mich nicht in Datums- und Zeitabgaben:
Am Montag, den 24. September, ist der Tag des Satzzeichens.
7. Vergiss mich auch nicht zwischen der direkten Rede und anderen Satzteilen – auch nicht, wenn die direkte Rede mit einem Frage- oder Ausrufezeichen abschließt.
„Wann ist endlich Tag des Satzzeichens?“, fragte das Komma.
„Heute!“, sagte das Komma.
Egal ob in deinem Blog oder Newsletter, auf den Texten deiner Webseite oder deiner Abschlussarbeit – wenn du dich an einige dieser Umgangsregeln hältst, wäre ich dir sehr dankbar. Und deine Leser sind es ganz bestimmt auch.
Du möchtest noch mehr über mich lernen? Dann schlag am besten hier nach. Der Rat für Rechtschreibung hat quasi einen Komma-Knigge entworfen … und zeigt dir auch, welche Vorlieben all meine Verwandten, etwa der Punkt und der Bindestrich, haben.
Und solltest du dir mit einem Text unsicher sein, kannst du ihn auch vom Team der medienweite Korrekturlesen lassen. Die haben sich schon viel mit mir auseinandergesetzt. In diesem Sinne …
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!
Dein Komma
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