„Chef, ich möchte ein Sabbatical.“ Bei diesem Satz muss so mancher Arbeitgeber erst einmal schlucken. Dann aber sollte er reagieren. Und zwar positiv, denn wer seinen Mitarbeitern* Steine in den Weg legt, wird früher oder später selbst darüber stolpern. Doch wie funktioniert das mit dem Sabbatjahr für beide Seiten? Wir haben es erlebt und deshalb ein paar Tipps parat.

*Wir lieben Menschen, aber auch unsere Sprache. Um Gendergerechtigkeit und eine flüssige Schreibweise zu vereinen, verwenden wir in dieser Folge unserer Serie die männliche und in der vorangegangenen die weibliche Form. Gemeint sind aber immer alle Geschlechter.
Viel Spaß beim Lesen!

Team medienweite

Wünschen sich Mitarbeiter ein Sabbatjahr?

Wenn Mitarbeiter sich ein Sabbatjahr oder Sabbatical nehmen, muss dieses nicht unbedingt ein Jahr dauern. Insgesamt wird mit diesem Begriff eine längere Auszeit ab drei Monaten bezeichnet. Immerhin ein Fünftel aller deutschen Arbeitnehmer liebäugelt mit dieser Möglichkeit. Es handelt sich dabei also keineswegs um einen exotischen Wunsch.

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Die Gründe dahinter sind vielfältig. Manche brauchen einfach eine Pause vom stressigen Arbeitsalltag, andere möchten mehr Zeit mit der Familie verbringen und wieder andere gehen auf Weltreise. So hat es zum Beispiel medienweite-Programmiererin Natascha gemacht. „Ich habe da gefühlt schon ne Ewigkeit von geträumt“, verrät sie im Podcast „Kundenliebe ist …“ Gemeinsam mit ihrem Mann war sie 7 Monate unterwegs – vor allem in Asien.

Was bedeutet das Sabbatical für Arbeitgeber?

Gerade dort, wo Fachkräftemangel herrscht, sind Auszeiten für Mitarbeiter natürlich eine Herausforderung. „Auch ich musste erst einmal schlucken als Natascha mir von ihren Plänen erzählt hat“, sagt René. „Aber dann hab ich mich für sie gefreut. So etwas machst du nur einmal im Leben.“ Für die medienweite war von Anfang an klar: Nataschas Traum zerplatzen zu lassen, ist keine Option – weder aus kollegialer noch aus unternehmerischer Sicht.

Wer seinen Mitarbeitern Steine in den Weg legt, wird früher oder später selbst darüber stolpern. Eine Auszeit ist auch für Arbeitnehmer mit großem Aufwand und finanziellen Einschnitten verbunden. Kaum ein Mitarbeiter wird das auf sich nehmen, wenn sein Wunsch nach einem Sabbatjahr nicht wirklich sehr groß ist. Deshalb ist auch kaum davon auszugehen, dass der Kollege weiterhin mit vollem Einsatz bei der Arbeit ist, sollte der Chef den Wunsch nicht erst nehmen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zur Kündigung kommen. Schon alleine deshalb sollten Unternehmer sich gut überlegen, ob sie ihren Mitarbeitern vor den Kopf stoßen. Es ist immer und in allen Punkten wichtig, sich zu überlegen, was Mitarbeiter wirklich wollen.

Der Arbeitgeber kann das Sabbatical seines Mitarbeiters natürlich auch für sich nutzen. In der Unternehmenskommunikation macht sich so etwas immer gut. Es zeigt, wie aufgeschlossen und mitarbeiterfreundlich ein Arbeitgeber wirklich ist. Kreativität lohnt sich auch an dieser Stelle. Wir haben Natascha auf ihre Reise unseren medienweite-Stressball mitgegeben und tolle Fotos von ihm für unseren Instagram-Account zurückbekommen.

Goa: Auf Tuchfühlung mit heiligen Kühen
Indien: Ausblick auf Amber Fort.
Indien: Staunen vor dem Taj Mahal.
Nepal: Pause im Himalaya.
Myanmar: Vor der Shwedagon-Pagode.
Vietnam: Ganz nah dran in Nha Trang 😉
Bali: Chillen unter Palmen.
Australien: Bad am Whiteheaven Beach.
Tasmanien: Unvergessliches Inselfieber.

Was tun, wenn’s wirklich nicht geht?

Erst einmal sollte jeder Arbeitgeber sich ganz ehrlich fragen, ob das Sabbatjahr aus unternehmerischer Sicht wirklich ausgeschlossen ist. Oftmals stecken hinter einer Absage nämlich nur die Scheu vor Mehraufwand, die Angst, dass andere Mitarbeiter „infiziert“ werden könnten, oder sogar persönlicher Neid. Liegt es wirklich ausschließlich daran, dass die Arbeit ohne den Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum nicht bewerkstelligt werden kann, ist das aber noch lange kein Grund sich zurückzulehnen. Schließlich kann Personal auch krankheitsbedingt einmal über ein paar Monate ausfallen. In diesem Fall würde der Unternehmer sich ja auch eine Alternative überlegen.

Wie der Plan B aussehen kann, muss jeder Arbeitgeber für sich selbst und auf Grundlage seines Unternehmens entscheiden. Können freie Mitarbeiter weiterhelfen? Freut sich die langjährige Teilzeitkraft vielleicht sogar darüber, Stunden aufzustocken? Oder ist das sogar die passende Gelegenheit, einen neuen Mitarbeiter als Verstärkung einzustellen? (Hierzu empfehlen wir übrigens unseren Artikel zur Mitarbeitersuche)

Eine solche Situation bietet also nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen. Hilft das alles nichts und hat der Arbeitgeber wirklich triftige Gründe, das Sabbatjahr nicht zu genehmigen, sollte er dies unbedingt transparent mit seinem Mitarbeiter besprechen. Dann schlägt die Stunde der Kompromisse. Vielleicht ist der Mitarbeiter auch erst einmal mit ein paar Wochen unbezahltem Urlaub zufrieden, mit einer Stundenreduzierung oder mit der Aussicht, die Auszeit in einigen Jahren nehmen zu können. Dem Arbeitgeber sollte dabei allerdings immer klar sein: Den langgehegten Traum wird das nicht ersetzen.

Die finanziellen Modelle

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten für die Finanzierung eines Sabbatjahrs:

  1. Der Arbeitnehmer kann bei gekürztem Gehalt sein Zeitkonto auffüllen
  2. Der Arbeitnehmer lässt sich unbezahlte freistellen

Bei Modell 1 arbeitet der Arbeitnehmer schon eine gewisse Zeit lang für weniger Lohn. Natascha zum Beispiel hat weiterhin Vollzeit gearbeitet, aber nur einen Teil des Gehalts ausbezahlt bekommen. So hat sie sich quasi über Monate hinweg ein dickes Überstundenkonto aufgebaut, das sie im Sabbatjahr „plündern“ konnte. Der Vorteil: Auch während der Auszeit hat die medienweite ihr Gehalt überwiesen sowie Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherungen bezahlt.

Wer sich für Modell 2 entscheidet, lässt sich für sein Sabbatical unbezahlt freistellen und kann natürlich aufs Vorarbeiten verzichten. Allerdings sollte er dann mit einem recht großen Geldpolster vorgesorgt haben, denn in diesem Fall zahlt der Arbeitgeber weder Gehalt noch Sozialversicherungen. Renten- und Krankenversicherung sollte der Arbeitnehmer dann aber auf jeden Fall selbst entrichten. Das kann sonst zu unangenehmen Überraschungen führen.

Der Mehrwert

Die Auszeit hat in aller Regel für beide Seiten Vorteile. Der Arbeitnehmer kann sich seinen persönlichen Traum erfüllen und kehrt meist motiviert und erholt an seinen Arbeitsplatz zurück. Das ist natürlich gut für den Arbeitgeber, der durch seine Unterstützung gleichzeitig auch noch die Bindung des Mitarbeiters an das Unternehmen verstärkt hat.

Natürlich besteht die „Gefahr“, dass auch weitere Kollegen es dem Rückkehrer gleichtun möchten. Für einen aufgeschlossenen Arbeitgeber sollte das aber kein Problem sein. Schließlich weiß er nach dem ersten Mal, wie ein Sabbatical für beide Seiten funktioniert und worauf dabei zu achten ist.

Fotos und Reiseberichte von Nataschas Auszeit gibt’s in ihrem Blog WorldTripStories. Wer noch mehr zu Nataschas Sabbatical erfahren möchte, sollte unbedingt in unseren medienweite-Podcast „Kundenliebe ist … reinhören. Abonnieren ist natürlich genauso erwünscht 😉

Viel Spaß beim Lesen und Hören!

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Veröffentlich von
Kora Blanken

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